Private Wetterstation Cottbus-Skadow
51°48'22'' N, 14°21'05'' E, Höhe ü.NN: 68,7 m
Im Zeitalter des Klimawandels
von Dipl.-Met. Rolf Tautkus


Jedes Jahr kürt die Gesellschaft für deutsche Sprache das Wort des Jahres. Nach einem heißen Sommer 2018, der für viele Mitteleuropäer von April bis November zu gehen schien, wurde der Begriff "Heißzeit" ausgewählt, was auch auf eine der drängensten Probleme der Gegenwart hinweisen sollte: den Klimawandel. Aus wissenschaftlicher Sicht ist es jedoch Tatsache, dass wir immer noch in einer Eiszeit leben. Paläoklimatologen definieren eine Eiszeit als Epoche der Erdgeschichte, in der mindestens einer der beiden Pole von einem permanenten Eisschild bedeckt ist [1]. Diese Definition zeigt aber auch, dass es in der Klimageschichte der Erde durchaus wärmere Zeiten als heute gegeben hat, die die Bezeichnung "Heisszeit" wohl eher verdient hätten.

Natürlicher oder anthropogener Klimawandel?

Die weltweiten Wetteraufzeichnungen lassen keinen Zweifel, dass die globale Erwärmung eine Tatsache der vergangenen 150 Jahre ist. Andererseits ist der Wechsel von wärmeren und kälteren Episoden immer schon der Normalfall in der Klimageschichte der Erde gewesen. Es hat niemals so etwas wie ein konstantes Klima gegeben und wird es auch in Zukunft nicht geben. Antrieb für diese natürlichen Schwankungen sind Veränderungen in der Umlaufbahn der Erde um die Sonne, Zeiten mit hoher und geringer Sonnenaktivität, Vulkanausbrüche und Rückkopplungsprozesse innerhalb des Klimasystems.  

Mit der Industriellen Revolution begann der Mensch beträchtliche Mengen an Kohlendioxid in die Atmopshäre auszustoßen, einem Gas, das zu den Treibhausgasen gehört. Es absorbiert die langwellige Wärmestrahlung von der Erdoberfläche und strahlt sie teilweise wieder zurück. Bis heute ist die Konzentration des atmosphärischen Kohlendioxid von 280 ppm (ppm = parts per million) in der vorindustriellen Zeit auf 409 ppm gestiegen [2]. Angesichts der physikalischen Eigenschaften des Gases, erscheint es nur natürlich, hier die Ursache für die globale Erwärmung zu sehen, die mit einer Geschwindigkeit voranschreitet, die für die vergangenen 2000 Jahre ohne Beispiel ist [3]. Eine aktuelle Studie berechnet die Wahrscheinlichkeit eines globalen Temperaturanstiegs dieses Ausmaßes ohne den Ausstoß von Kohlendioxid durch den Menschen auf 0,001% [4].

Andere Arbeiten zweifeln jedoch an, dass sich der Klimawandel vollständig mit der Zunahme des atmopshärische Kohlendioxid erklären lässt. Denn nach der Kleinen Eiszeit begann sich die Temperatur bereits um 1700 zu erholen, ohne dass menschliche Emissionen an Kohlendioxid eine signifikante Rolle gespielt hätten [5]. Eine Gruppe von Forschern konnten außerdem nachweisen, dass die Klimaänderungen in der Vergangenheit durchaus mit ähnlicher Geschwindigkeit abgelaufen sind wie heute, was aber häufig durch die Zeitskalierung verschleiert wird [6]. Nicht von der Hand zu weisen sind außerdem Arbeiten, die den globalen Temperaturverlauf seit der Kleinen Eiszeit mit der Sonnenaktivität korrelieren [7].

Die Wahrheit liegt wahrscheinlich wie so oft irgendwo in der Mitte und die gegenwärtige Entwicklung des Klimas ist das Ergebnis sowohl natürlicher als auch anthropogener Faktoren. Wie groß der Anteil des Mensch dabei aber wirklich ist, kann nur schwer abgeschätzt werden.


Klimawandel Teil 2
Klimawandel Teil 3


Quellennachweis:


[1] Hans Murawsk und Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch, 11. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, München 2004, ISBN 3-8274-1445-8 

[2] NOAA Earth System Research Laboratory, Global Monitoring Devision, Oktober 2019

[3] Raphael Neukom, Nathan Steiger, Juan José Gómez-Navarro, Jianghao Wang, Johannes P. Werner: No evidence for globally coherent warm and cold periods over the preindustrial Common Era. In: Nature 571, July 2019, p. 550-554.

[4] Philip Kokic, Steven Crimp, Mark Howden: A probabilistic analysis of human influence on recent record global mean temperature changes. In: Climate Risk Management 3, 2014, S. 1-12

[5] Rüdiger Glaser: Klimageschichte Mitteleuropas, 2001, S. 66

[6] Kemp, D. B., K. Eichenseer, und W. Kiessling: Maximum rates of climate change are systematically underestimated in the geological record. Nature Communications, 2015

[7] Horst Malberg: Klimawandel seit der Kleinen Eiszeit - Die Wirkung der Sonne wurde unterschätzt, Beiträge zur Berliner Wetterkarte, Januar 2013



 
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